14 Jun Wandern auf dem Rennsteig
Der Rennsteig in Thüringen ist der beliebteste Fernwanderweg in Deutschland. Über 100.000 Wanderer sind jährlich auf der Strecke vom Eisenacher Ortsteil Hörschel an der Werra bis Blankenstein auf knapp 170 Kilometern unterwegs. Ein weißes, großes R weist den richtigen Weg. Der komplette Rennsteig ist erst seit Ende 1989 begehbar. Bis dahin war das Gebiet zwischen Eisenach und Hörschel streng bewachtes Grenzgebiet. Der Werraverlauf ist hier die Grenze zwischen Thüringen und Hessen.
Mit zwei Fotografenkollegen aus Berlin, richtig gute Wanderpartner, war ich vier Tage von Hörschel bis Schmiedefeld unterwegs. Das Wandererlebnis war das eine, der Gedankenaustausch untereinander war genau so interessant.
Bevor es in die Höhen des Rennsteiges ging, besuchten wir die Ruinen der im 13 Jh. erbauten Brandenburg. Wo einst Ritter und Grenzsoldaten unterwegs waren, finden heute kulturelle Veranstaltungen statt. Am Kilometer 0 des Rennsteiges steht ein Wegweiser mit ausgedienten Wanderschuhen. Stetig geht es bergauf. Von oben geht der Blick über weite Felder auf den Ort Neuenhof. Wir ertappten eine Weinbergschnecke, die gerade den Rennsteig überqueren wollte. Die ist sicherlich noch heute unterwegs. Linksseitig tauchte zwischen den Bäumen ab und an die Wartburg auf, ein geschichtsträchtiger Ort.
Herrlich die Landschaft. Beim näheren Betrachten der Nadel- und Laubbäume bekommt man aber einen Schreck. Wassermangel, das dritte Jahr hintereinander. Laubbäume werfen die Blätter ab. An manchen Orten ist bereits Herbst. Wenig bekannt ist, dass Preußen einst bis in den Thüringer Wald reichte. Grenzsteine mit dem preußischen Königsadler am Rennsteig zeugen noch heute davon. Zu DDR-Zeiten wurde jedes Jahr nicht nur die Ernteschlacht geschlagen. Das habe ich nun am Rennsteig gelernt. Bei Oberhof steht ein vom Bildhauer Gerd Ullmann geschaffenes und 1981 eingeweihtes Denkmal für die Waldarbeiter, die als Sieger aus der Waldschlacht hervorgingen. Fürchterlich, als Zeitdokument aber erhaltenswert. Wenig weiter weist ein Gedenkstein auf auf einen Luftkampf zwischen deutschen und amerikanischen Piloten am 11. September 1944 hin. Viele der meist jungen Soldaten verloren dabei ihr Leben.
Und einer darf nicht fehlen wenn man in Thüringer Wäldern unterwegs ist. Der Holzmichl. Wanderer gestalten die große Figur. Die volkstümliche Musikgruppe Randfichten landete mit ihrem Lied „Lebt den der alte Holzmichl noch?“ einen Riesenhit. Und nicht weit davon ist man schon am höchsten Punkt des Wanderweges Rennsteig. Genau 973 Höhenmeter liegen unter den Füßen. Darauf trinken wir dann ein Bier in einer Bergbaude mit einem schönen Blumenkasten.