
27 Sep. Weg der Sinne
Der Rothaarsteig, einer der schönsten Höhenwege Europas, ist wirklich ein Weg der Sinne. Die Ohren hören das Wispern der Natur. Die Augen erfreuen sich an der grünen Pracht der Wälder. Die Nase schnuppert den Duft von Holz und Blumenwiesen und der Gaumen erfreut sich an den Genüssen der Region.
Start der Wanderung ist in der alten Hansestadt Brilon im Hochsauerlandkreis in Nordrhein-Westfalen. Nach 154 Kilometern endet der Rothaarsteig im hessischen Dillenburg am Fuße des Westerwaldes. In den acht Tagesetappen durch das Rotaargebirge haben wir mit den Wegen zu den Tages-Hotels knapp 200 Kilometer zurück gelegt und dabei über 4000 Höhenmeter überwunden. Die Wegmarkierung des Rothaarsteigs ist ein weißes, liegendes R auf rotem Untergrund.
Vorbei an wunderschönen Fachwerkhäusern in Brilon geht es in den Wald, immer bergauf. Schon bald ist das aus 14 Fichtenstämmen bestehende Kyrill-Tor erreicht. Es erinnert an den Orkan Kyrill, der in ganz Deutschland im Jahr 2007 riesige Waldflächen zerstörte. Jeder zweite in Deutschland umgeknickte Baum stand im Rothaargebirge. Nur wenige Kilometer weiter geht der Wanderer mitten im Wald an Borbergs Kirchhof vorbei. Die Grundmauern gehören zu einer Kirche aus dem 13 Jh.. Weiter geht es bergauf. Immer wieder gibt es fantastische Fernblicke und Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel die Ginsburg mit dem runden Wehrturm bei Lützel. Dunkle, geheimnisvolle Wälder wechseln sich ab mit Bergwiesen und Heidelandschaften. Sehenswert auch die über zwei Meter hohen Ginsterpflanzen. Vorbei geht es an mehreren Quellen. Aus den kleinen Bächen werden Kilometer später richtige Flüsse, wie zum Beispiel Ruhr, Ilse Lahn und Dill. In einer Wanderhütte am Steig war ein Fenster Richtung Wald. Es sah aus wie ein Fernseher, in dem gerade ein Film über den Wald lief. Den schönen Ort Latrop mit vielen alten Fachwerkhäusern erreichten wir noch vor dem Beginn des Regens. Das Foto entstand aus dem Hotelfenster.
Ein Höhepunkt der Wandertour blieb uns leider verwehrt. Die vierte Etappe unserer Wanderung führte uns durch ein 5000 Hektar großes Waldgebiet bei Bad Berleburg. Hier lebt eine aus derzeit 40 Tieren bestehende Wisentherde, vollkommen frei. Wir hatten sehr gehofft, diesen imposanten Tieren zu begegnen. Aufmerksam beobachteten wir den Wald beiderseits unseres Weges, suchten die Berghänge ab. Leider vergebens. Aber ein Krokodil haben wir gesehen. Es lag direkt hinter einer Bank am Rothaarsteig und wartete hungrig auf vorbeikommende Wanderer.
Viel zu schnell waren die acht Wandertage vorbei. Vom Bismarck-Tempel hoch oben war schon Dillenburg zu sehen. Der Endpunkt des Rothaarsteigs am Kilometer 154 befindet sich im Zentrum der Stadt, im Hofgarten, direkt neben einem Biergarten.
Organisiert hat die Wanderreise die Reisewelt Sauerland GmbH (www.reisewelt-sauerland.de). Unschlagbar der Service und die Freundlichkeit in den neun Hotels, das Gepäck wird zum nächsten Hotel weiter transportiert. Zu Tragen war nur der Tagesrucksack. Und nicht vergessen, die gute regionale Küche dann am Abend nach rund 25 Kilometer Bergwanderung. Einfach gut.