Tag des Sieges

Tag des Sieges

Die bedingungslose Kapitulation am 8. Mai 1945 um 23:01 Uhr in Berlin-Karlshorst besiegelte das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa. In Moskau war durch die zweistündige Zeitverschiebung schon der 9. Mai angebrochen. Deshalb wird in den ehemaligen Ländern der Sowjetunion dieser Tag als „Tag des Sieges“ gefeiert. An diesem Tag kommen neben Berlinern auch viele in der Stadt lebende Ukrainer, Georgier, Armenier, Russen, Kasachen zum Treptower Ehrenmal. Hier fanden 7200 beim Sturm auf Berlin gefallene sowjetische Soldaten ihre letzte Ruhestätte. Der Überfall Deutschlands forderte allein in der Sowjetunion über 27 Millionen Tote.

Die Rote Armee befreite zusammen mit den Alliierten Deutschland vom Faschismus. Auch wenn sie wenig später zu einer Besatzerarmee wurde, darf diese Tatsache nicht vergessen werden. Unvorstellbar viele sowjetische Menschen gaben dafür ihr Leben. Nun kamen wieder tausende Menschen an diesem 9. Mai, wie auch in den Jahren zuvor, nach Treptow, um der Toten zu gedenken und Blumen nieder zu legen. 

Doch in diesem Jahr war wieder vieles anders. Es war der zweite Gedenktag, an dem nur wenige hundert Kilometer von Treptow entfernt ein grausamer Krieg tobt. Vor 14 Monaten hat Putins Russland in seinem Streben nach einem großen Russischen Reich die Ukraine überfallen. Russische Fahnen zum Beispiel waren auf dem Gelände des Ehrenmals nicht zugelassen. Auch das Sankt-Georgs-Band durfte nicht getragen werden. Das Band, eine militärische Auszeichnung im zaristischen Russland, war seit der Oktoberrevolution 1917 bis 1942 verboten. Stalin ließ es dann wieder zu. Nur in der offiziellen Delegation der Botschaft Russlands mit Botschafter Sergej Jurjewitsch Netschajew war es zu sehen. Wie in den Jahren zuvor auch dabei Bischof Tichon von der Russisch-Orthodoxen Kirche. Viele Besucher des Ehrenmals hatten neben Blumen auch ein Foto eines im Krieg Gefallenen aus ihrer Familie dabei. Schulklassen aus russischen Schulen in Berlin fotografierten sich vor dem Monument. Ukrainische Schüler stellten in einer kleinen Ausstellung Zeichnungen aus, deren Thema der russische Angriffskrieg war. Natürlich konnte man auch wieder die ewig Gestrigen mit DDR-Fahnen und Symbolen sehen. Auch der ehemalige SED-Partei- und Staatschef Egon Krenz war in Treptow, umarmte den Botschafter Russlands sehr herzlich. Ab und an tauchte das Sankt-Georgs-Band doch auf, wie auf der roten Fahne mit der Aufschrift Sieg. Allerdings nur kurz, dann war die Polizei da und die Fahne weg.