27 Sep Hinter Gittern
Mitten in Berlin am Alexanderplatz liegt ein geheimnisvoller Ort. Zwischen 1951 und 1990 befand sich auf dem Gelände des Berliner Volkspolizeipräsidiums der DDR in der Keibelstraße eine Untersuchungshaftanstalt, sieben Etagen hoch mit über 130 Zellen. Es war das einzige Ostberliner Untersuchungsgefängnis, in der auch Frauen inhaftiert wurden. Ein Viertel aller Untersuchungshäftlinge saß hier aus politischen Gründen ein.
Heute ist der Gebäudekomplex des ehemaligen Polizeipräsidiums Sitz der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. Die Untersuchungshaftanstalt ist zum LERNORT Keibelstraße der Agentur für Bildung – Geschichte, Politik und Medien e.V. geworden. Gäste sind zum Beispiel regelmäßig Schulklassen. Einmal im Monat gibt es auch eine öffentliche Führung durch den geheimnisvollen Ort (Infos unter: www.keibelstrasse.de). In den Zellen zeugen ausgestellte Dokumente von ehemaligen Inhaftierten von den Bedingungen des Strafvollzuges als eine der Säulen der Herrschaftsausübung und Herrschaftssicherung in der DDR.
Nicht alltägliches passierte an einem Tag im Jahr 1969. Der Westberliner Radiosender RIAS verbreitete die Meldung, die Rolling Stones würden auf dem Dach des Springer-Hochhauses an der Mauer ein Konzert geben. Aus der ganzen DDR machten sich Fans auf den Weg, um diese fünf Musiker zu erleben. Die Volkspolizei und das Ministerium für Staatssicherheit griffen rigoros durch und die Zellen waren in kurzer Zeit überbelegt. Keiner sollte auch nur in die Nähe des Verlagshauses gelangen. Die RIAS-Ankündigung war übrigens eine Ente.
Nach der Wände war dieser geschichtsträchtige Ort Kulisse für mehrere Spielfilme, so für den mit einem Oscar ausgezeichneten Film „Das Leben der Anderen“. Auch die deutsche Gruppe Rammstein produzierte hier ein Musikvideo.