Naturerlebnis Rhön

Naturerlebnis Rhön

Die Rhön gilt als „Land der offenen Fernen“, wenn die Wolken und der Nebel mitspielen. Die Mittelgebirgslandschaft liegt um das Dreiländereck Thüringen, Hessen und Bayern. Unzählige Bergwiesen, einsame Hochflächen, Märchenwald, steile Basaltkuppen und Hügel vulkanischen Ursprungs wechseln sich mit dunklen Mooren ab. Intensive Landwirtschaft gibt es hier nicht. Millionen von Felsbrocken aller Größen liegen auf den Wiesen und unter der Erdoberfläche. Versuche, die Feldsteine zu beseitigen, sind oftmals gescheitert. Dazu kam, dass bis 1989 die Grenze zwischen Ost und West direkt durch die Rhön verlief. Also Natur pur. Aus diesem Grund hat die UNESCO einen Teil des Naturparks Rhön in den Rang eines Biosphärenreservates erhoben.

Eine Woche erkundeten wir die urwüchsige und traumhafte Landschaft der Rhön. Am ersten Tag sahen die Wiesen durch den blühenden Löwenzahn wie ein gelber Teppich aus. So auch auf dem 813 Meter hohen Ellenbogen (bei Oberweid in Thüringen) mit seinem Aussichtsturm, der an Noah´s Segel erinnern soll. Drei Tage später waren die gelben Farbtupfer verschwunden, als ob sie sich verabredet hatten. Nun standen überall die als Kind so geliebten Pusteblumen. Viele Gesichter hat auch der Wald. Moorbirken gibt es im Schwarzen Moor bei Hausen in Bayern. Lebensgefährlich ist es, den Holzpfad zu verlassen. Unbedingt sehenswert sind die alten Bäume in der Kaskadenschlucht bei Sandberg in Hessen. Geologiegeschichte der Erde gibt es am Gangolfsberg bei Oberelsbach in Bayern. Auf dem Weg zum Gipfel des Berges kommt der Wanderer an der riesigen Prismenwand vorbei. An diesem Ort ist das Magma des Vulkans zu Prismensäulen aus Basalt erstarrt.

Auf dem Flugplatz auf der Wasserkuppe (Hessen), mit 950 Metern der höchste Berg der Rhön, erlernten angehende Piloten der Bundeswehr das Segelfliegen. Nur Sekunden dauerte es, bis das Segelflugzeug mit Hilfe einer Motorwinde dem Himmel ein ganzes Stück näher kam.

Die Rhön ist auch Grenzland. Bis 1989 teilte der Eiserne Vorhang die Rhön. Die thüringische Rhön lag ganz im Südwesten der vergangenen DDR. Um Fluchten aus der DDR zu verhindern, wurde ein großer Teil dieser Rhön zum Sperrgebiet, nur mit Sondergenehmigung zu betreten. Heute ganz unvorstellbar waren die Bedingungen in dem Ort, der für uns für eine Woche Ausgangspunkt unserer Tageswanderungen war. Birx, das kleine thüringer Dorf liegt wie in einem Hufeisen, umgeben von Bayern und Hessen. Keine dreihundert Meter vom Dorf entfernt verlief auf drei Seiten die Grenze. Einige Teile des über drei Meter hohen Streckmetallzauns, durch den man durchsehen aber die Finger nicht zum Hochklettern in die kleinen Öffnungen bekam, stehen noch heute. Zur Mahnung. An diesem Zaun hingen die tödlichen Minen. Der Kolonnenweg aus Betonplatten der DDR-Grenztruppen vor dem Zaun blieb auch erhalten. Der aufmerksame Beobachter erkennt auch den ehemaligen zehn Meter breiten Sandkontrollstreifen und daneben die Reste vom Kfz-Sperrgraben. Auf der westlichen Seite der Minensperre lag das unterschiedlich breite „Sicht- und Schussfeld“ der DDR-Grenzer, auch heute noch gut zu erkennen. Nach 1989 ist aus der 1378 Kilometer langen Westgrenze der DDR das „Grüne Band“ geworden. Ein Band das verbindet und das ist gut so.

Der 750 Meter hoch gelegene Ort Birx in der Rhön liegt ideal, um Natur und Zeitgeschichte hautnah zu erleben. Sehr empfehlen können wir die Pension „Dreiländereck“ mit ihren zehn Gästezimmern. Bei Familie Graf sind die Gäste gut aufgehoben. Für mich gehört die Rhön zu den schönsten Landschaften in Deutschland.