Gedanken zum Tag des Sieges

Gedanken zum Tag des Sieges

Es war 23:01 Uhr am 8. Mai 1945 als in Berlin-Karlshorst das Kapitalutionsdokument der deutschen Wehrmacht unterzeichnet wurde und damit das Ende des Zweiten Weltkrieges in Deutschland besiegelte. Wegen der Zeitverschiebung von zwei Stunden war in Moskau bereits der 9. Mai angebrochen. Seitdem wird in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion dieser Tag als Tag des Sieges gefeiert. So auch in diesem Jahr. Viele tausend in Berlin lebende und arbeitende  Bürger der ehemaligen Sowjetunion kamen zum Ehrenmal in Berlin-Treptow. Hier fanden etwa 7000 Soldaten und Offiziere der Roten Armee, die beim Sturm auf Berlin fielen, ihre letzte Ruhestätte. Es gibt kaum eine russische Familie, die während des Angriffs Deutschlands auf die Sowjetunion nicht Angehörige verloren hat. Sie legten Blumen nieder, gedachten ihrer gefallenen Familienmitglieder. Auch viele Deutsche kamen an diesem Vormittag nach Treptow um denen zu danken, die Deutschland von der Nazi-Herrschaft befreiten. Einige ehemalige NVA-Offiziere ließen es sich nicht nehmen, in ihrer alten Uniform am Ehrenmal aufzutreten. Sehr fragwürdig. 1945 kamen die Soldaten der Roten Armee als Befreier in die deutsche Hauptstadt, wurden allerdings recht schnell zu einer Besatzungsarmee.
Auch Vertreter der russischen Kirchen gedachten der Toten. Nicht ganz so andächtig und ruhig war es, als etwa 300 Mitglieder des russischen nationalistischen Rockerklubs „Nachtwölfe“ der Gedenkstätte ihren Besuch abstatteten. Die Tour der Biker von Moskau über Prag nach Berlin soll an den Vormarsch der Roten Armee am Ende des Zweiten Weltkrieges erinnern. Die Nachtwölfe gelten als Unterstützer des Russischen Präsidenten Wladimir Putin und der völkerrechtswidrigen Annexion der ukrainischen Schwarzmeerhalbinsel Krim durch Russland.
Auffallend, viele der Besucher am Treptower Ehrenmal trugen das Sankt-Georgs-Band. Es besteht aus einem Muster von drei schwarzen und zwei orangen Streifen. Das Band ist in Russland das wichtigste Zeichen der Erinnerung an den Sieg der Sowjetunion über Deutschland im Zweiten Weltkrieg. Einst war es eine militärische Auszeichnung im zarristischen Russland, die später unter anderem Namen auch in der Sowjetunion wieder eingeführt wurde. Das Georgsband und der St. Georgs-Orden waren seit der Oktoberrevolution 1917 bis 1942 verboten. Erst dann ließ es Stalin wieder zu, als Gardeband. Gleichzeitig führte die abtrünnige Wlassow-Armee den St. Georgs-Orden wieder ein und die der SS unterstellte Russische Befreiungsarmee (RONA) hatte das Georgszeichen als Zeichen auf den Ärmeln. Einige der Nachtwölfe trugen das Georgskreuz, das dem Malteserkreuz ähnelt, mit dem Totenkopf in der Mitte. Seit den regierungskritischen Massenprotesten in den Jahren 2011 und 2012 in Russland und dem Krieg in der Ukraine dient das Georgsband als Zeichen der Unterstützung für den politischen Kurs Putins.