23 Sep Bergwandern im Schnalstal
Ein Geheimtipp für Freunde des Bergwanderns und der Natur ist das Schnalstal, ein Seitental des Vinschgaus, unweit von Meran im italienischen Südtirol. Das wildromantische Tal ist etwa 20 Kilometer lang und endet am Hauptkamm der Alpen. Dahinter beginnt das Tiroler Ötztal. Im Gegensatz zu den meisten Alpentälern, wo Liftanlage neben Liftanlage steht, gibt es im gesamten Schnalstal nur eine Seilbahn. Das ist ein Grund, warum das Bergwandern hier so schön ist. Es gibt nicht den sonst üblichen Massentourismus. Wer auf die bis zu 3200 Meter hohen Berge möchte, muss hinauf und wieder hinunter laufen. Ein weiterer Grund ist die beeindruckende Landschaft und Natur. Dazu kommen noch die liebenswerten Menschen, die in diesem Alpental leben und nicht vergessen darf man die tolle südtiroler Küche.
Zwei Orte blieben mir in besonderer Erinnerung. Das in 1327 Meter Höhe gelegene Dorf Karthaus enstand auf dem Gelände des im 14. Jahrhundert gegründeten Kartäuser Klosters.Ein Teil der Klostermauern sind erhalten. Auf den im Anschluss folgenden Fotos ist Karthaus kurz nach Sonnenaufgang, zur Mittagszeit und während eines Abendgewitters zu sehen. Ein künstlerisches Erlebnis ist der Brunnen auf dem kleinen Marktplatz von Karthaus. Die Gruppe von Mönchen schuf der bekannte Schnalser Bildhauer Martin Rainer. Von diesem Künstler stammt auch das Kriegerdenkmal an der Kirche von Katharinaberg. Dieser kleine Ort liegt auf einem Felsen hoch über dem Schnalstal. Bis zum Jahr 1350 stand hier eine Burg, die dann abgetragen wurde. Nur der Burgturm blieb stehen und wurde beim Bau der Kirche als Kirchturm genutzt. Von Katharinaberg führen mehrere Wanderwege in die umliegende Berglandschaft. Auch geht direkt am Ort der Wanderweg 24 vorbei, der Meraner Höhenweg. Dieser Weg zählt zu den schönsten Wanderwegen im gesamten Alpengebiet. In sechs Tagesetappen mit Übernachtungen in Berghütten erlebt der Wanderer das Naturschutzgebiet um die Texelgruppe. Vor genau zehn Jahren sind wir von Katharinaberg zu dieser sechstägigen Rundwanderung gestartet, deren Höhepunkt die Übernachtung in der Stettiner Hütte auf 3000 Meter war. Auch in diesem Jahr waren wir wieder im Hotel am Fels in Katharinaberg. Das Vier-Sterne-Hotel der Familie Gamper bietet herzliche Gastfreundschaft, Ruhe, Komfort und in der Küche wird gezaubert.
Zwei nicht alltägliche Tierbegegnungen hatten wir während unserer Wanderungen im Schnalstal. Alpenmurmeltiere sind in der Regel sehr scheu. Nähern sich Wanderer oder Greifvögel, ertönt schon in großer Entfernung ein lauter Pfiff und die gesamte Sippe verschwindet in ihren Erdlöchern. Erst wenn die Gefahr vorüber ist, der Eindringling Mensch wieder 100 Meter entfernt ist, zeigen sie sich wieder. Wir trafen aber ein besonders neugieriges Tier. Langsam näherte ich mich einem Erdloch, aus dem dieses junge Murmeltier immer wieder hervor lugte. So kam ich auf knapp drei Meter heran und legte mich vor den Baueingang. Es dauerte nicht lang und dann schauten wir uns gegenseitig an, ohne Scheu. An einem anderen Tag standen wir an der Baumgrenze in etwa 2500 Meter Höhe über dem Ort Kurzras am Ende des Schnalstals mehreren Steinböcken gegenüber. Sie waren nur etwa 30 Meter entfernt und wechselten ohne Panik auf eine andere Bergbachseite. Bei den Wanderungen hielt ich immer mit dem Fernglas Ausschau auf ferne Felswände, um vielleicht mal so ein Alpentier zu entdecken. Und dann standen sie plötzlich vor uns, so ganz nah, unglaublich.
Vor zehn Jahren war auf dem Gletscher der Grawantspitze in über 3200 Meter Höhe noch reger Skisportbetrieb. Der wurde aber 2013 eingestellt. Ich war erschrocken, wie klein der Gletscher geworden ist, in den wenigen Jahren. Der Klimawandel nimmt Fahrt auf.
Natürlich stand auf dem Ausflugsprogramm auch ein Besuch in Meran, einer sehenswerten Stadt an der Passer, umgeben von den Bergen der Alpen. Unweit von Meran erhebt sich die Burg Tirol über den Weinbergen. Es war die Stammburg der Grafen von Tirol und die Wiege der Grafschaft Tirol.