Rumänien

Rumänien

Kurz vor dem Jahreswechsel 1989 erhielt ich von meinem damaligen Chefredakteur den Auftrag nach Bukarest zu reisen, um Fotos von der rumänischen Revolution zu machen. Wenige Wochen vorher war ich mit gleichem Auftrag in Prag. Hier führte die „samtene“ Revolution zur gewaltfreien Umgestaltung der Verhältnisse. Ganz anders in Rumänien. Anfangs stellten sich Armee und die Geheimpolizei Securitate den Demonstranten entgegen und schossen in die Menge, auf Männer, Frauen und Jugendliche. Weihnachten wechselte die Armee auf die Seite des rumänischen Volkes. In den Folgetagen kam es immer wieder zu Schusswechseln mit Angehörigen der Securitate, die auch auf unbeteiligte Zivilisten schossen. Über 1000 Menschen kamen ums Leben. Viele Gebäude, wie die Universitätsbibliothek wurden in Brand geschossen. Tausende mehrere hundert Jahre alte Bücher und andere wertvolle Kulturgüter gingen in Flammen auf. Der Diktator Ceausescu versuchte mit dem Hubschrauber zu fliehen, wurde gefasst und hingerichtet. Wenig später stand ich in seinem Haus in einem abgesperrten Park in Bukarest. Sein Schlafzimmer sah aus, als ob es gerade verlassen worden war. Silvester 1989 war für mich der aufregendste Jahreswechsel bisher. An diesem denkwürdigen Tag waren wir über 20 Stunden in der Stadt unterwegs.